x-Zwischenspeicher

Archäo Krautfeld (Mai 2025)

Das prähistorische Siedlungsgebiet im Krautfeld

Der Blick von Mösern zeigt die besondere Lage von Oberhofen mitten im Inntal. Das Dorf und die Flur Krautfeld liegen auf einer überschwemmungs-sicheren Schotterterrasse einige Meter über Innniveau.

Östlich des Dorfes liegt das prähistorische Siedlungsareal Krautfeld. Wiederum östlich davon endet die Schotterterrasse abrupt und es folgt das sogenannte Aufeld, ursprünglich Auengebiet, das im Laufe der Jahrhunderte kultiviert wurde. Seit der Flurbereinigung in den 1970er Jahren ist die markante Geländestufe Vergangenheit, der Geländeverlauf wurde nivelliert.

Die Reste der villa rustica liegen mit großer Wahrscheinlichkeit im Bereich der heutigen Pestkapelle. Nämlich dort wo die alten Streifenfluren (wir beziehen uns wieder auf den Zustand vor der Flurbereinigung) vom üblichen Nord-Süd-Verlauf abweichen und statt dessen in Ost-West-Richtung verlaufen. Dieses auffällige Areal war ca. 200 Meter lang und 90 Meter breit und war allseitig von Feldwegen umgeben.

Warum war das Krautfeld für Siedler attraktiv? 

Neben der gebannten Wassergefahr hatte das Siedlungsgebiet noch andere Vorzüge, die schon die Menschen der Bronzezeit zu schätzen wussten:
Fruchtbare Böden: Die alte Postkarte zeigt die schwarzen Äcker auf der Terrasse besonders deutlich.
Lage an Fluss: Der Inn und die Innauen waren vorteilhaft für Fischfang und Jagd. Zusätzlich bot der Fluss eine Barriere nach Norden.
Zugang zu Trinkwasser: Die folgende Karte aus den 1820er Jahren zeigt die nassen Wiesen im Aufeld (markiert durch die grüne Farbe), also in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsgebiet. Dort drückte es das vom Berg kommende Grundwasser an die Oberfläche. Vor der Flurbereinigung wurde das glasklare Grundwasser über mehrere Entwässerungsgräben in den Inn geleitet. Heute ist der Abfluss verrohrt.

Alte Innstromkarte um 1828

Was weiß man über die villa rustica?

Als villa rustica bezeichnet man einen römerzeitlichen Gutshof, ein landwirtschaftliches Anwesen mit Herrenhaus, Wirtschaftsgebäuden, Werkstätten und Unterkünften für das Personal, für Knechte und Mägde.

Die ersten Hinweise auf eine römerzeitliche Besiedelung im Krautfeld stammen von Anton Höck anlässlich der bereits erwähnten Sondierungs-grabung 1999: „Besonders im südlichen Schnitt wurden vermehrt römerzeitliche Keramik zu Tage gefördert. Ihr massiertes Auftreten (…) lässt die Nähe eines römerzeitichen Gebäudes vermuten“.

2005 hat Irmtraut Heitmeier auf Basis siedlungsgeschichtlicher und topografischer Studien sowie der vorangegangenen archäologischen Funde auf die Existenz einer villa rustica im Bereich der Pestkapelle/Maueracker hingewiesen (I. Heitmeier: Das Inntal – Siedlungs- und Raumentwicklung eines Alpentales …).

Die ARDIS-Grabungen der Jahre 2016 bis 2024 untermauern nun die Existenz der villa rustica. Der zusammenfassende Befund dieser Grabungen, die nördlich des des Krautfeldweges erfolgten, deutet das Ausgrabungsgebiet als „Umfeld eines römerzeitlichen Gutshofes“.

Für die genaue Lokalisierung des Gutshofes müssen wir ein wenig spekulieren. Den entscheidenden Hinweis liefert vermutlich das mittelalter-liche St. Nikolauskirchlein, welches an der Stelle der heutigen Pestkapelle stand. Da christliche Kirchen häufig auf heidnischen Vorgängerbauten zurück gehen, könnte dies der Ort sein, an dem das Herrenhaus oder das Heiligtum des Gutshofes gelegen ist.

Die folgenden Fundobjekte der ARDIS-Kampagnen lassen auf einen gehobenen Lebensstil schließen und würden zum Inventar des Herrenhauses passen.

gläsernes Trinkhorn

Fragmente eines gläsernen Trinkhorns – ein bemerkenswertes Objekt

gläsernes Trinkhorn

So könnte es ausgesehen haben. Luxuriöse Trinkhörner sind aus Köln bekannt, wo es hochentwickelte römerzeitliche Glasmanufakturen gab.

Fibel mit Klapperblechen_

Eine zarte Fibel mit angehängten Klapperblechen, Material: Bronze

Terra sigillata Scherbe<br />

Fragment einer Schüssel aus Terra sigillata. Dargestellt ist eine Jagdszene und ein kleiner Eros.

Riemenverteiler<br />

Das Schmuckelement aus Bronze, frisch aus der Erde

Darstellung des Riemenverteilers

Der Riemenverteiler war Teil eines Pferdegeschirrs.

römischer Dachziegel<br />

Die Brocken der römischer Dacheindeckung dürften zum Herrenhaus gehören. Normale Gebäude leisteten sich kein Ziegeldach.

römischer Dachziegel

Hier hat sich jemand verewigt.

In der Folge geben wir einen Überblick über die einzelnen Grabungskampagnen im Krautfeld, durchgeführt von der Firma ARDIS in den Jahren 2016, 2021 und 2023:

2016: Grabungen am Areal des Recyclinghofes (ARDIS)

Kurz gefasst:

Römerzeitliche Mauerreste – allerlei Gruben – prähistorische Scherben

Die Grabungen erfolgten im Mai und Juni 2016 am Bauplatz des Recyclinghofes.

An baulichen Strukturen wurden Reste von zwei Grundmauern freigelegt. Sie stammen aus der Römerzeit, sind aus gerundeten Innsteinen hergestellt und zum Teil vermörtelt.

Vor allem kamen 44 Gruben verschiedenster Art ans Tageslicht, darunter viele Pfostengruben. Unter den größeren Gruben scheinen Vorratsgruben, Brandgruben und Werkgruben auf, eine wird als Ofengrube angesehen.

Vor allem aus den Grubenverfüllungen kamen zahlreiche Scherben zum Vorschein, die den Perioden von der Bronzezeit über die Eisenzeit bis zur Römerzeit zugeordnet werden.

Quelle:
ARDIS-Bericht „Prähistorisch-römerzeitliche Siedlungsstelle in der Flur Krautfeld“
Oberhofen 2016. Alle nicht näher bezeichneten Fotos ARDIS GmbH, Innsbruck.

Luftbild Grabungsareal 2026

Das Ausgrabungsareal 2016 am geplanten Recycling-Hof, Blickrichtung Süd-West.

Das Ausgrabungsareal Blickrichtung West. Im Vordergrund ein römerzeitlicher Mauerzug.

Alle Gruben werden genau untersucht, um deren Funktion zu rekonstruieren. Die Verfüllung wird schrittweise entfernt. Inhalt und Profil werden dokumentiert.

 

Das Verfüllungsmaterial wird auf Kleinfunde untersucht.

Unsere Vorfahren lebten im wahrsten Sinn des Wortes erdverbunden. Das zeigen die zahlreichen Erdgruben prähistorischer Grabungsfelder. Die Gruben dienten als Kochgruben, Vorratsgruben, Abfallgruben, Röstgruben, Brandgruben usw.

Scherben aus der Bronzezeit

Grobe Scherben aus der Bronzezeit. Das Ausgangsmaterial, der Ton, ist mit mineralischen Zusätzen vermischt (gemagert). Im Bruch sind die körnigen Beimischungen zu erkennen.

 

Bronzezeitliche Gefäßfragmente mit Fingertupfenzier. Oben: ein kleines Wandstück mit Tupfenleiste, unten: zwei Stücke mit Fingertupfenzier am Gefäßrand

Verzierte Scherben: die beiden rechten Fragmente (das Wandstück mit Kreisaugenzier und das Randstück) werden der Fritzens-Sanzeno-Kultur und damit den Raetern zugeordnet.

Römerzeitlich ist das Terra Sigillata Bodenfragment mit Standfuß

Ein Kochgefäßfragment aus Speckstein mit anhaftendem Ruß, späte Römerzeit

Gruben sind der Schlüssel

Beispiel 1: Dokumentation einer Pfostengrube (zugehöriges Foto siehe nächstes Bild)

Fotodoku der Pfostengrube SE7 mit Keilsteinen

Beispiel 2: Dokumentation einer Vorratsgrube (zugehöriges Foto siehe nächstes Bild).

Fotodoku der Vorratsgrube SE6. Man erkennt die Steine der Auskleidung.

Verstürzter Ofen

Beispiel 3: Dokumentation einer Grube, deren verstürtzte Struktur ursprünglich als Ofen gedient haben könnte (zugehöriges Foto siehe nächstes Bild).

Fotodoku des verstürzten Ofens SE16. Die in sich zusammengebrochene Steinstruktur wird an Hand der Steinsetzung, Brandspuren und Resten des Inhalts als Ofen gedeutet. Daraus barg man auch viele Keramikfragmente.

2021: Grabungen am Areal der Fa. Cibex (ARDIS)

Kurz gefasst:

Kalkproduktion – Gruben geben Rätsel auf – Pfostenlöcher ohne Ende – schöne Kleinfunde

Die Grabungskampagne erfolgte von April bis Ende Juni 2021.
Die Grabung beförderte unter anderem acht Objekte zu Tage, die alle mit der Herstellung von Kalk zu tun hatten, wobei ein Objekt sicher als Kalkbrennofen identifiziert wurde.

Wieder waren eine Unmenge von Pfostenlöchern dabei. Tatsächlich wurden 176 kleinere und größere Gruben freigelegt, die einmal für Pfostensetzungen genutzt wurden. Ein „Pfostenwald“, der sich im Laufe der Jahrhunderte ansammelte und dauerhafte Fußabdrücke im Untergrund hinterließ. Der Grabungsbericht betont aber, dass die kleinen Pfostenlöcher, die oft seicht und ohne Steinfüllung ausgeführt waren, zu nichttragenden Elementen wie Trennwände, Inneneinrichtungen oder Zäunen gehörten.

Nicht für allen Gruben ließen sich die Funktion feststellen (blau markiert), meist weil eindeutige Begleitfunde aus den Verfüllungen fehlen. Dass einige davon mit Feuer in Berührung kamen, ist aber wegen gesprengter Steine, der verziegelten Lehmanteile und beigemengter Holzkohle gesichert.
Objekt Nr. 15 ist für die Archäologen eine besonders schwer zu deutende grubenförmige Struktur (1,4 x 2m). Das Objekt hat einen komplexen, vielschichtigem Aufbau, überlagerte Steinstrukturen sowie unterschiedlichste Beifunde aus der Verfüllung: Eisenschlacke, eine Nadel einer Bronzefibel, Mörtelbrocken, Speiseabfälle in Form von Tierknochen und Fischreste (vielleicht die eines Hechtes).

Mauerzüge waren auf diesem Areal nicht dabei, aber einige schöne Kleinfunde.

Zusammenfassend wird das ausgegrabene Areal als Werkstattbereich eines römischen Gutshofes gedeutet.

Quelle:
ARDIS-Bericht „Prähistorisch-römerzeitliche Siedlungsstelle in der Flur Krautfeld“ Oberhofen 2016. Alle nicht näher bezeichneten Fotos ARDIS GmbH, Innsbruck.

Das Ausgrabungsareal in Blickrichtung Süd-West. Die Pestkapelle ist am oberen Bildrand sichtbar. Unter der grünen Plane in der NO-Ecke befindet sich das ugeklärte Objekt Nr. 15.

Das Ausgrabungsareal in Blickrichtung Süd. Westlich grenzt die ehemalige Hühnerfarm an das Grabungsgelände. Im nördlichen Bereich reichen die Pflugspuren bis in den anstehenden Schotterboden.

Aus der Vogelperspektive: Die schwarze Kulturschicht ist abgeräumt. Der Innschotter vermischt mit lehmigerm Moränenmaterial kommt zum Voschein. Die Fläche muss jetzt noch händisch geputzt werden, damit die Umrisse der Gruben sichbar werden.

Ein Großteil der Gruben sind Schicht für Schicht abgetragen. Dabei werden die Profile und Verfüllungen – als stratigraphische Einheiten (SE) genau dokumentiert. Das Erdreich auf der linken Seite wird in Kürze geräumt, um auch diesen Abschnitt untersuchen zu können. (vorläufig)

Panorama

Blickrichtung Ost auf das Grabungsareal. Wie eingangs dargestellt, wurden 2021 eine Unmenge von Gruben und Pfostenlöchern frei gelegt.
Nicht allen konnte eine Funktion zugeordnet werden.

Suche in der Kulturschicht

Am frühen Morgen: Die Abdeckplane wurde entfernt. Die Arbeit beginnt mit der Untersuchung der Kulturschicht.

Eine römerzeitliche Fibel, Typ: stark profiliert.

Zwei Metallobjekte aus der Latènezeit (späte Eisenzeit) lockerten das römerzeitliche Fundspektrum auf. Das Glied einer Gürtelkette aus Bronze scheint fast wie neu.

Die Pflugspuren haben stellenweise den Schotterboden erfasst. Kein Wunder, dass alle Keramik in Scherben liegt.

Fragment eines römerzeitliches Gefäßes aus Speckstein. Es handelt sich um ein sehr weiches, durch Drechseln bearbeitbares Gestein. Wegen der guten Wärmespeichereigenschaften kam es auch als Kochgeschirr zum Einsatz. Ein ähnliches Stück von der Grabung des Jahres 2016 weist deutliche Rußspuren auf.

 

Römerzeitliche Randscherbe mit Ratterdekor

Dronenansicht des mutmaßlichen Kalkbrennofens (Objekt 15) – eine kompakte Anlage (Außenmaße 3,5×1,55 m) zur Eigenversorgung des Landgutes?

Der Kalkbrennofen von der Beschickungsseite mit erhaltener Kalkschicht im Bodenbereich.

Quellsinter

Die Verwendung des vorgefundenen Kalktuffs mit Blattabdrücken, sogenannter Quellsinter, ist nicht geklärt. Vielleicht war das Kalkgestein für den Kalkbrennofen bestimmt.

Eine flache Grube Objekt Nr. 98 mit vier verschiedenen Verfüllungen, unklarer Funktion.

Die rätselhafte Grube Objekt Nr. 15. Selbst dem Laien wird klar, dass hier Menschenhand am Werk war. Die Funktion dieser komplexen Anlage bleibt vorerst ungeklärt.

2023: Grabungen am Areal der Fa. Steffan (ARDIS)

Kurz gefasst:

Münzen der späten Kaiserzeit – bemerkenswerte Kleinfunde – Glasfragmente – wieder Kalkgruben – Mauerreste – Hüttenlehm

Die Grabungskampagne erfolgte von Ende April bis Ende Juni 2023.
Diesmal waren besonders viele Kleinfunde dabei, bemerkenswert die vielen römischen Münzen der Kaiserzeit, Pferdegeschirrteile, Glasfragmente und überraschend eine seltene Fibel mit Klapperblechen.

Wie beim Nachbarareal wurden etliche Gruben aufgedeckt, die mit der Herstellung von Kalk zu tun haben.

Mauerreste und Pfostengruben sind die Überbleibsel von Bauwerken. An mehreren Stellen fand sich Hüttenlehm mit den Abdrücken der Baumstämme. Hüttenlehm entsteht, wenn der Lehm mit dem die Blockbauten abgedichtet wurden, durch Brandeinwirkung verziegelt. Ein deutlicher Hinweis auf Wohn- Stall- oder Werkstattgebäude.

Resümee: Die aufgefundenen Strukturen und Kleinfunde bestätigen die römerzeitlichen Aktivitäten und weisen das Areal als einem nahen Gutshof zugehörig aus. 

Quelle:
ARDIS-Bericht „Prähistorisch-römerzeitliche Siedlungsstelle in der Flur Krautfeld KG Oberhofen“, Juli 2023. Alle nicht näher bezeichneten Fotos ARDIS GmbH, Innsbruck.

Das Grabungsareal in Blickrichtung Nord-West an der Stelle wo die östliche Halle der Hühnerfarm stand.

Schon bei der Sondierung im April 2023 stieß man auf die ersten Münzfunde.

Im ersten Schritt wird die dunkle Kulturschicht abgetragen, das erfolgt maschinell, aus Zeit- und Kostengründen. Mattia bedient den Kleinbagger, Umsicht ist geboten! Giulia, die Chefarchäologin, überwacht den Vorgang visuell und Sondenspezialist Franz Neururer sondiert zusätzlich auf Metallobjekte. Zwei wichtige Artefakte (der Riemen-verteiler und die Fibel mit den Klapperblechen) wurden so bereits am ersten und zweiten Tag geborgen. Das hebt die Stimmung. Links im Bild der Ur-Boden (Archäologen sprechen von der Geologie), ein Mix aus Innschottern und Moränenmaterial. Im Schritt zwei wird das Grabungsareal händisch geputzt. Dann zeichnen sich Gruben und Pfostenlöcher als dunkle Flecken ab. Sie werden im dritten Schritt ausgegraben und unter die Lupe genommen.

Der Fund des Riemenverteilers war ein Höhepunkt gleich zu Beginn der Grabungen 2023.

Auch Münzfunde motivieren das Grabungsteam, beonders wenn sie gut erhalten sind. Sie ermöglichen eine einfache Zeitbestimmung der jeweiligen Fundschicht. Alle Münzen vom Krautfeld stammen aus der späten Kaiserzeit. Die Vorderseite zeigt meist das Porträt des Prägeherrn (des Kaisers), die Rückseite dient gern der Verherrlichung des Imperators oder stellt die römische Götterwelt dar.

Das ARDIS-Team ist überwiegend weiblich: Anna, Victoria, Vanya und Giulia. Nicht im Bild ist Mattia.

Drohnenaufnahme Bereich B

Die Grabungszone liegt unter dem Betonboden der abgerissenen Geflügelhalle. Es ist ein Wunder, dass die archäologischen Schichten erhalten blieben. Nur das Mittelfundament stört das Areal.

 

Alte Mauerzüge: Es handelt sich um Trockenmauern, die als Sockel für aufgehende Holzgebäude dienten. Man darf davon ausgehen, dass viele Mauern in späteren Zeiten für andere Bauwerke abgebaut wurden.

Was bedeuten die unterschiedlichen Steinformate?

Hüttenlehm-Rev2

Brocken aus Hüttenlehm sind ein untrügliches Zeichen menschlicher Siedlungstätigkeit. Mit Lehm wurden die Blockwände der Holzhäuser abgedichtet. Wenn nun ein Brand die Holzbauten vernichtet, verziegelt der Lehm durch die Hitze des Feuers und die Abdrücke bleiben auf ewig der Nachwelt erhalten.

Objekt Nr. 15 bezeichnet diese rätselhafte Grube. Selbst dem Laien wird klar, dass hier Menschenhand am Werk war. Die Funktion dieser komplexen Anlage bleibt vorerst ungeklärt.

Objekt 16: Wie schon bei der Grabung 2021 wurden auch 2023 Gruben angetroffen, die mit der Herstellung von Kalk zu tun haben. In dieser Grube könnte gelöschter Kalk mit Zuschlagstoffen zu Mörtel verarbeitet worden sein.

Objekt 14: Aus dieser Grube gefüllt mit Kalk, Holzkohle und Schlacke wurde auch die schöne Lucilla-Münze geborgen (siehe nächstes Bild). Mit dem Prägezeitraum von 164-169 n. Chr. ist sie die älteste aller Krautfeld-Münzen.

As des Marc Aurel

As des Marcus Aurelius [Prägezeitraum 164-169 n. Chr.]
Avers: Umschrift: LUCILLA AUGUSTA, Büste von Lucilla, der Tochter des Marc Aurel
Revers: Umschrift: IUNO REGINA / S C, Juno mit Patera (tellerförmiges Kultgefäß) und Zepter, zu Füßen ein Pfau.
(Quelle: Dr. Dieter Feil)

Münze Constantius

Fast alle Münzen lagen in der schwarzen Kulturschicht (SE1). Der Zustand ist erstaunlich. Das liegt am Material Bronze und wohl auch am wasserdurchlässigen Boden im Krautfeld. Das nächste Bild zeigt die Münze im Detail.

Spätrömische Münze: Konstantin der Große (Prägeherr) für Constantius Caesar [Prägezeitraum 334-335 n. Chr.],
Avers: FL IUL CONSTANTIUS NOB C, Büste nach rechts,
Revers: GLOR-IA EXERC-ITUS, zwei Soldaten mit Speer u. Schild, dazwischen zwei Feldzeichen, Münzstätte: ASIS (= Siscia, Pannonien).
(Quelle: Dr. Dieter Feil)

Fibel mit Klapperblechen

Einer der Höhepunkte war der Fund der besonderen Fibel mit Klapperblechen. Der Fibeltyp gilt als römerzeitlich. Die angehängten Klapperbleche (eines fehlt) tradieren den Schmuck der Raeter, der einheimischen Bevölkerung.

Der Riemenverteiler aus Bronze gehörte zu einem Pferdegeschirrs. Vergleichbare ornamentale Teile wurden v. a. in Ungarn gefunden.

Randfragment einer römischen Reibschüssel. Reibschüsslen waren in jeder Küche zu finden. Sie dienten dem Zerreiben von Gewürzen und der Zubereitung von Soßen. Dazu war die Innenseite mit Quarzsand ausgekleidet. Scherben von Reibschüsseln fanden sich bei allen drei Grabungskampagnen.

Glasobjekt-Flaschenhenkel

Das gerippte Glasfragment ist Teil eines Henkels einer Glasflasche.

Neben den Mauerresten wurde dieser Spielstein aus Knochenmaterial gefunden.

Wetzsteine

Auch zwei Wetzsteine wurden gefunden. Sie passen perfekt ins Bild eines Gutshofes.

große Nadel

Die 22 cm lange eiserne Nadel gibt Rätsel auf.

Netzbeschwerer

Bemerkenswert sind die kleinen zusammengefalteten Bleiplättchen (Länge 1-2 cm). Es handelt sich sehr wahrscheinlich um sogenannte Netzsenker zum Beschweren von Fischernetzen – ein deutlicher Hinweis auf Fischerei im Umfeld des Krautfelds. Was angesichts der Nähe zum Inn und zu den einst verzweigten Innarmen im angrenzenden Auengebiet nicht verwundert. Dass man in einer Grube auch Fischskelette gefunden hat, passt ins Bild.

x-Zwischenspeicher

Geschichtliches

Diverse Urkunden des Hochmittelalters

1321 ….

17. Jahrhundert

1693: Kohlerlawine

Laut Votivbild in der Kohlerkapelle ….

(siehe Heimatbuch S. 220)

 

1786: Selbständige Gemeinde

Im Jahre 1986 feierte man „200 Jahre selbständige Gemeinde Oberhofen“. Dieses Jubiläum war für Altbürgermeister Franz Mader Anlass, das Heimatbuch herauszugeben – die Quelle für Heimatkundler.
Die Verselbständigung der Gemeinde wurde ohne Gegenstimme von den Oberhofern gewünscht, so steht’s im Heimatbuch (Seite 25).

Vorher waren wir mehr oder weniger mit Pfaffenhofen verbunden. Ganz eng dürfte die Verbindung mit der Nachbargemeinde aber wohl nicht mehr gewesen sein, hat doch schon die oben angeführte Dorföffnung von 1450 die Gemeindegrenzen abgesteckt.

Was in diesem Zusammenhang aber fehlt, ist eine Urkunde, die die beschlossene Eigenständigkeit bestätigt. Wäre schön, ein solches Dokument zu finden.

1881: Bau der k. k. Arlberg-Bahn
Der Bau der Eisenbahn war ein großer Einschnitt für unser Dorf. Weil die Trasse viel Ackerland verbrauchte und das Dorf zerschnitt, gab es Widerstand seitens der Gemeinde. Die k.k. Eisenbahngesellschaft machte aber nur kleine Zugeständnisse. Insgesamt wurden acht beschrankte Bahnübergänge errichtet, vier im Ortsgebiet und vier auf den Fluren.