Archäologie in Oberhofen

2015 haben wir mit der großen Archäologie-Vitrine ein zweites museales Standbein geschaffen. Den Anstoß gaben die bedeutenden Funde vom Pircherwald. Nachdem sich die Wogen der heiklen Fundgeschichte gelegt hatten, hat sich Helmut Kirchmair mit dem Chronistenteam um den Erhalt der Artefakte am Fundort Oberhofen (Genius Loci) eingesetzt. Schließlich gelang es der Gemeinde, das umfangreiche Fundmaterial zu erwerben und wir haben uns um eine angemessene Präsentation bemüht. Das Ausstellungskonzept stammt von Prof. Gerhard Tomedi und Graphiker Andreas Blaickner (Uni Innsbruck) sowie Mag. Johannes Pöll (BDA). Gebaut wurde die Vitrine von zwei MeisterInnen ihres Faches: Alexandra und Toni Poyer.

Chronologie der Funde in Oberhofen: Die allererste Fundmeldung, eine „Bronzenadel mit großem Kopfe“, stammt aus dem Jahr 1883. Später wurden zwei Fibeln und angeblich auch eine römische Goldmünze gefunden – ein seltenes Ereignis, da wertvolle Münzen nicht leichtfertig verloren gingen.

Im Jahre 1998 gab der Fund einer Lanzenspitze Anlass zur ersten Sondierungsgrabung im Krautfeld. Dabei wurden Artefakte ans Tageslicht befördert, die das Krautfeld als prähistorisches und als römerzeitliches Siedlungsgebiet ausweisen. Kaum jemand im Dorf nahm jedoch Notiz davon.

Als aber 2012 überraschend die Funde vom Pircherwald bekannt wurden, erwachte das Interesse. Wie kann es sein, dass römische Funde militärischer Herkunft ausgerechnet in Oberhofen auftauchen – ganz zu schweigen von den beiden raetischen Statuetten? Wir nehmen die Antwort vorweg: die Pircherwald Funde sind Weihegaben, die dort absichtlich niedergelegt wurden, um die Gunst der Götterwelt zu erlangen.

Zurück zum Krautfeld, das zwischenzeitlich den Status einer Funderwartungszone inne hatte: Dort erfolgten von 2016 bis 2024 vier bauvorgreifende Grabungskampagnen. Dabei wurden Siedelungsspuren aus der Bronze-, Eisen- und vor allem der Römerzeit geborgen. Die römerzeitlichen Befunde deuten das Grabungsgebiet als Umfeld eines römischen Gutshofes.

Frühe Fundberichte:
1884 verzeichnet das Ferdinandeum unter den Neuerwerbungen „Eine Bronze-Nadel mit großem Kopfe, defect. Gefunden angeblich bei Oberhofen (Telfs) 1883“.
1905 berichtet das Ferdinandeum über weitere hiesige Fundzugänge: „Oberhofen: Einschleifige Bogenfibel und eine Charnierfibel mit dreieckiger Bügelspitze, beide aus Bronze“.
Laut Anton Höck soll auch eine heute verschollene römische Goldmünze aus Oberhofen stammen (siehe Quellennachweis unten).

Funde aus neuerer Zeit:
1977 hat Deo Aglibut in seinem Garten westlich der Pizzafabrik eine Lanzenspitze (jüngere Eisenzeit) gefunden. Da die Erde für den Garten angeliefert wurde, könnte in diesem Fall sekundäre Lage vorliegen.

1998 barg Hubert Schreier im Krautfeld eine weitere Lanzenspitze, die sich in der Erdäpfelmaschine verkeilt hatte und einige Jahre später in der gleichen Gegend einen antiken Mühlstein, der im Grubber hängengeblieben ist.

1999: Erste archäologische Grabungen im Krautfeld durch das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum. Freigelegt wurden Siedlungsstrukturen der späten Bronzezeit und Keramikfragmente aus mehreren Epochen: späte Bronzezeit, Eisenzeit und Römerzeit.

2010: Funde im Pircherwald

2016: Archäologische Grabungen im Krautfeld am Gelände des Recyclinghofes

2021: Archäologische Grabungen im Krautfeld am Cibex-Areal

2023: Archäologische Grabungen im Krautfeld am Steffan-Areal

2024: Archäologische Grabung im Krautfeld am Nox-Areal

Jetzt besuchen wir die archäologischen Fundorte und stellen das Fundmaterial im Einzelnen vor. Wir beginnen mit den ersten Fundberichten aus dem Ferdinandeum. Dann begeben wir uns in den Pircherwald, wo die spektakulären Bronzestatuetten den Anstoß für die archäologische Sammlung im Heimatmuseum gaben. Schließlich verfolgen wir die Grabungskampagnen am prähistorischen und römerzeitlichen Siedlungsplatz Krautfeld.

Bronzenadel mit großem Knopfe

1884

Die Bronzenadel mit großem Knopfe ist der erste dokumentierte Fund eines „Altertums“ auf Oberhofer Boden. Diese Schmucknadel kam über den eifrigen Sammler, dem späteren verdienten Vorstand Dr. Franz von Wieser, als Geschenk an das Landesmuseum Ferdinandeum.

Fibel mit trapezförmigem Fuß

1905

Das Ferdinandeum dokumentiert weitere Fundzugänge aus Oberhofen: eine hallstattzeitliche Bogenfibel (sie gilt als verschollen) und eine kräftig profilierte Fibel mit trapezförmigem Fuß aus Bronze (siehe Abbildung) – eine römerzeitliche Fibel des 1./2. Jh. n. Chr.

Quelle: A. Höck/W. Neubauer, Archäologische und geophysik. Untersuchungen auf dem Krautfeld bei Oberhofen. In: Alexander Zanesco (Hrsg.), Hörtenberg 2. Archäologie und Geschichte im Raum Telfs. Nearchos Sonderheft 7, 2002, 34, Abb. 1.

2010: Die Funde vom Pircherwald

Die Pircherwaldfunde machte ein Sondengeher um das Jahr 2010, wobei die problematische Fundgeschichte nicht ohne Auseinandersetzungen abging. Schließlich wurden die Funde durch das Bundesdenkmalamt (BDA), die Universität Innsbruck und die bayrische Akademie der Wissenschaften bearbeitet – Nachuntersuchung des Fundareals inklusive.

Das Fundspektrum: Raetische Statuetten und Werkzeuge sowie römerzeitliche Militaria. Der Fundort unterhalb der Kapelle Maria Schnee und das breite Fundspektrum lassen eine absichtliche Niederlegung als Weihegaben vermuten. Dazu passt, dass beide Bronzefiguren nah beieinander ca. 25 cm tief in lehmigem Boden lagen. Beide Statuetten besitzen einen Sporn am Fuß, waren also ursprünglich auf einem Sockel befestigt. Sie bilden jedoch keine Einheit, eine Ähnlichkeit besteht nur auf dem ersten Blick, sie unterscheiden sich stilistisch und thematisch. Die Herkunft der Statuetten, ob aus heimischen Werkstätten oder importiert, liegt im Dunkeln, zumal auch Materialuntersuchungen keine brauchbaren Ergebnisse lieferten

© Bildquellen, links: Bronzestatuetten frisch aus dem Boden: Toni Kartnaller (Finder); Mitte und rechts: Heimatmuseum Oberhofen.

die bronzestatuetten vom pircherwald
an der Fundstelle

2012: Nachgrabung der Archäologen an der Fundstelle der raetischen Bronzefiguren.
Der Finder Anton Kartnaller bei der Rekonstruktion der Fundumstände mit Dr. Werner Zanier (re.) von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, München. (Foto: Mag. Pöll, BDA)

im Bundesdenkmalamt

Das Bundesdenkmalamt wird eingeschaltet. (Foto: Mag. Pöll, BDA)

im BDA

Feber 2013: Mag. Johannes Pöll vom Bundesdenkmalamt in Innsbruck stellt den Chronisten die Funde vor. Wir sind begeistert.

vielfältiges Fundspektrum

Die Vielfalt der Fundgegenstände ist erstaunlich. Raetischen Gegenstände der jüngeren Eisenzeit (ca. 470-15 v. Chr. Geb.): zwei Beile, zwei Lanzenspitzen, ein Mahdhaken, eine Sichel und die beiden Bronzefiguren. Dann die römischen Gegenstände der frühen Kaiserzeit: elf Zeltheringe, eine Pionieraxt, ein Stechzirkel, ein Bratspieß, Teil eines Pferdezaums aus Bronze und eine halbierte Bronzemünze.

vielfältiges Fundspektrum

Der Finder der Bronzestatuetten Toni Kartnaller bei der langen Nacht der Museen im Oktober 2014. Foto: Dr. Stefan Dietrich

die Mandln

Die „Mandln“ sind eingetroffen, Helmut mit Peppi und Gerlinde.

lange Nacht der Museen

Oktober 2014: Bei der „Langen Nacht der Museen“ wurden die Funde erstmals in Oberhofen präsentiert. Von links: Altbgm. Helmut Kirchmair, Mag. Johannes Pöll, Karl Staudacher, Anton Kartnaller, Prof. Dr. Gerhard Tomedi, Bgm. Peter Daum.
(Foto: Dr. Stefan Dietrich)

das Plakat

Zur Ausstellungseröffnung referierte Univ. Prof. Tomedi und Mag. Pöll über Raeter und Römer. Es war eine spannende Begegnung mit dieser weitgehend unbekannten Welt.

das Plakat

Zur Ausstellungseröffnung referierte Univ. Prof. Tomedi und Mag. Pöll über Raeter und Römer. Es war eine spannende Begegnung mit dieser weitgehend unbekannten Welt.

der Krieger

Die kriegerische Figur mit Helm, Höhe 15 cm, hielt ursprünglich in der rechten Hand eine Lanze, in der linken, so die Archäologen, eine Maske oder eine Schädeltrophäe. Der Helm vom Typ Negau erlaubt eine grobe Datierung ins 3. oder 2. Jh. v. Chr. Der Krieger erhielt den Projektnamen „Mars von Oberhofen“ in Anlehnung an eine ähnliche, gut untersuchte Bronzefigur, den „Mars von Gutenberg“, 1932 in Balzers/Liechtenstein gefunden.

der Hornbläser

Die nackte, geschlechtslose Statuette (Höhe 16 cm) ist kahlköpfig und hält in der rechten Hand ein Horn. Im Vergleich zur kriegerischen Figur ist die Formensprache noch reduzierter, sie wirkt geradezu modern. Beiden gemeinsam ist der Fundort und die Fußzapfen, die der Befestigung dienten.

Dolabra, die Pionieraxt

Die Dolabra ist die Pionieraxt der römischen Soldaten zum Bau von Befestigungsanlagen. (Foto: Klaus Markovits)

11 Zeltheringe

Zeltheringe des römischen Militärs. Sie sind wahrscheinlich im Zusammenhang mit dem Alpenfeldzug der Römer 15 v. Chr. zu sehen. Zeltheringe stellen seltene Funde dar und sind daher für Archäologen besonders interessant.

römischer Stechzirkel

Der Stechzirkel diente den Handwerkern (Steinmetze, Zimmerer, Tischler) zum Abnehmen und Übertragen von Maßen. Die 2000 Jahre in lehmiger Erde haben kaum Spuren hinterlassen.

Conturbernium: 8 Mann

Maultiere als Tragtiere für das Schanzwerkzeug und das Zelt eines conturberniums (8 Mann)
Quelle: Dr. Marcus Junkelmann, Feldversuch 1985: Der Marsch römischer Soldaten über die Alpen.

Die ChronistInnen freuen sich über das gelungene neue Zuhause der Funde (von links: Hans, Helmut, Midl, Seppi, Birgit, Vroni und Martina).
Für die Realisierung waren folgende Fachleute und Unterstützer maßgeblich: Andreas Blaickner (Bildmitte), Prof. Dr. Gerhard Tomedi, Autor Klaus Markovits, Maga. Barbara Pöll, Mag. Johannes Pöll, Bgm. Peter Daum und Tischlermeister Toni Poyer.

1999: Erste Sondierungen im Krautfeld durch das TLMF

Als Hubert Schreier 1998 auf dem gepachteten Acker eine Lanzenspitze fand, war Oberhofen archäologisch noch ein unbeschriebenes Blatt. Es wurde zwar überliefert, dass in alten Zeiten im Krautfeld Häuser standen, etwa wie es eine Szene am Nothelferbild zeigt, wo im Umkreis des Sankt Nikolauskirchleins einige gemauerte Häuser zu sehen sind. Fundierte Berichte gibt es aber nicht.

Der Zufallsfund der Lanzenspitze wurde von Bgm. Helmut Kirchmair an das Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum (TLMF) gemeldet. Dieser Fund war dann der Anlass für die ersten archäologischen Grabungen durch A. Höck (TLMF) und für die geophysikalischen Untersuchungen durch W. Neubauer (Univ. Wien).

Links: Die Lanzenspitze und der später am selben Areal gefundene Mühlstein
Unten: Die Funde aus dem Bereich der Sondierungsgrabung 1999

Es wurden zwei Suchschnitte mit 2 m Breite und einer Länge von 45 bzw. 35 m Länge gegraben. Erwartet wurden römerzeitlichen Artefakte. Gefunden wurden aber auch wesentlich ältere Siedlungsspuren, die ältesten aus der späten Bronzezeit. Zitat aus dem Grabungsbericht: „Überraschenderweise stellten sich die Gruben als Reste einer urnenfelderzeitlichen (ca. 13.-8. Jh. v. Chr.) Siedlung heraus“.

Weiters fanden sich Keramikfragmente der späten Eisenzeit: „Überraschend erscheinen im Fundbestand einmal mehr Fragmente der sogenannten Fritzens-Sanzeno-Keramik. In die frühe Latènezeit, etwa 450-250 v. Chr., sind sogenannte Fritzener Schalen mit eingerissener Tannenreiszier (Taf. 3, 1.8) oder mit umlaufenden Rillen und horizontalen Dreieckstempeln (Taf. 3, 2) zu datieren….“

Weiters wird berichtet: „Besonders im südlichen Schnitt 2 wurden vermehrt römerzeitliche Keramik zu Tage gefördert. Ihr massiertes Auftreten (…) lässt die Nähe eines römerzeitichen Gebäudes vermuten“.

Quelle: A. Höck/W. Neubauer, Archäologische und geophysikalische Untersuchungen auf dem Krautfeld bei Oberhofen. In: Alexander Zanesco (Hrsg.), Hörtenberg 2. Archäologie und Geschichte im Raum Telfs. Nearchos Sonderheft 7, 2002, 34-56, Taf. 1-3.

Bevor wir nun die Ausgrabungskampagnen im Krautfeld im Einzelnen betrachten, werfen wir einen Blick auf die Besonderheiten dieses Siedlungsplatzes Krautfeld:

Der prähistorische Siedlungsplatz Krautfeld

Der Blick von Mösern zeigt die besondere Lage von Oberhofen mitten im Inntal. Das Dorf und die Flur Krautfeld liegen auf einer überschwemmungssicheren Schotterterrasse einige Meter über Innniveau (siehe Postkarte etwa aus den 1930er Jahren).

Östlich des Dorfes liegt das prähistorische Siedlungsareal Krautfeld. Wiederum östlich davon endet die Schotterterrasse abrupt und es folgt das sogenannte Aufeld, ursprünglich Auengebiet, das im Laufe der Jahrhunderte kultiviert wurde. Seit der Flurbereinigung in den 1970er Jahren ist die markante Geländestufe allerdings Vergangenheit, der Geländeverlauf wurde nivelliert.

Warum war das Krautfeld für Siedler attraktiv? 

Neben der gebannten Wassergefahr hatte der Ort noch weitere Vorzüge, die schon die Menschen der Bronzezeit zu schätzen wussten:
Fruchtbare Böden: Die Postkarte (H. Huber, ca. 1930er) zeigt die schwarzen Äcker auf der Schotterterrasse besonders eindringlich.
Lage an Fluss: Der Inn und die Innauen waren vorteilhaft für Fischfang und Jagd. Zusätzlich bot der Fluss eine Barriere nach Norden.
Zugang zu Trinkwasser: Die folgende Karte aus den 1820er Jahren zeigt die nassen Wiesen im Aufeld (markiert durch die grüne Farbe), also in unmittelbarer Nähe zum Siedlungsgebiet. Dort drückte das Grundwasser an die Oberfläche. Vor der Flurbereinigung wurde das glasklare Grundwasser über mehrere Entwässerungsgräben in den Inn geleitet. Heute sind die Gräben zugeschüttet.

Alte Innstromkarte um 1828

Was weiß man über die Villa rustica?

Als Villa rustica wird ein römerzeitlicher Gutshof bezeichnet, ein landwirtschaftliches Anwesen mit Herrenhaus, Wirtschaftsgebäuden, Werkstätten und Unterkünften für Personal, wohl auch für Sklaven.

Die ersten Hinweise auf eine römerzeitliche Besiedelung im Krautfeld stammen von Anton Höck anlässlich der oben erwähnten Sondierungsgrabung 1999: „Besonders im südlichen Schnitt wurden vermehrt römerzeitliche Keramik zu Tage gefördert. Ihr massiertes Auftreten (…) lässt die Nähe eines römerzeitichen Gebäudes vermuten“.

2005 hat Irmtraut Heitmeier auf Basis siedlungsgeschichtlicher und topografischer Studien sowie der vorangegangenen archäologischen Funde auf die Existenz einer Villa rustica im Bereich der Pestkapelle/Maueracker hingewiesen (I. Heitmeier: Das Inntal – Siedlungs- und Raumentwicklung eines Alpentales …).

Die ARDIS-Grabungen der Jahre 2016 bis 2024 untermauern nun die Existenz der Villa rustica. Der zusammenfassende Befund dieser Grabungen, die nördlich des Krautfeldweges erfolgten, deutet das Ausgrabungsgebiet als „Umfeld eines römerzeitlichen Gutshofes“.

Die Reste der Villa rustica liegen wahrscheinlich im Bereich der heutigen Pestkapelle. Nämlich dort, wo die alten Streifenfluren (Zustand vor der Flurbereinigung) vom üblichen Nord-Süd-Muster abwichen und stattdessen in Ost-West-Richtung verliefen. Dieses besondere Areal, ca. 200 Meter lang und 90 Meter breit, war zudem allseits von Feldwegen umgeben.
Weil alte christliche Kirchen nicht selten auf römerzeitliche Vorgängerbauten zurückgehen, darf man spekulieren, dass das ehemalige St. Nikolauskirchlein (an der Stelle der heutigen Pestkapelle) durchaus mit der Villa rustica in Verbindung steht. Dazu passt, dass diese Stelle den Flurnamen Maueracker trägt.

Die folgenden Fundobjekte der ARDIS-Kampagnen lassen auf einen gehobenen Lebensstil schließen und würden zum Inventar eines Herrenhauses passen.

Trinkhorn

Ein gläsernes Trinkhorn – ein bemerkenswertes Objekt, auch wenn es nur bruchstückhaft erhalten ist.

gläsernes Trinkhorn

So könnte es ausgesehen haben. Luxuriöse Trinkhörner sind aus Köln bekannt, wo es hochentwickelte römerzeitliche Glasmanufakturen gab.

Fibel mit Klapperblechen_

Eine zarte Fibel mit angehängten Klapperblechen, Material: Bronze

Terra sigillata Scherbe

Ein Fragment einer Schüssel aus Terra sigillata. Zu erkennen ist eine Jagdszene und ein kleiner Eros.

Riemenverteiler

Ein Schmuckelement aus Bronze, frisch aus dem Boden

Darstellung des Riemenverteilers

Es ist ein Riemenverteiler und ist Teil eines Pferdegeschirrs.

 

Imprex

Die Brocken eines römischen Dachziegels. Der flache Stein mit den seitlichen Stegen heißt Tegula. Die Bruchstücke dürften wohl zum Herrenhaus gehören. Normale Gebäude leisteten sich kein Ziegeldach.

römischer Dachziegel

Die Dachziegel sind normalerweise glatt. Bei diesem Exemplar jedoch hat der Ziegelmacher Fingerspuren hinterlassen. Römermuseen stellen öfter vergleichbare Fundstücke aus, auf denen Hundepfotenabdrücke erhalten sind.

 

 

In der Folge geben wir einen Überblick über die einzelnen Grabungskampagnen im Krautfeld, durchgeführt von der Firma ARDIS in den Jahren 2016, 2021 und 2023. Blau markiert ist die erste Probegrabung im Jahr 1999:

Luftbild-Funderwartungszone Krautfeld
Luftbild ehem. Hühnerfarm

2016: Grabungen am Areal des Recyclinghofes (ARDIS)

Scherben aus der BZ

Kurz gefasst:

Römerzeitliche Mauerreste – allerlei Gruben – prähistorische Scherben

Die Grabungen erfolgten im Mai und Juni 2016 am Bauplatz des Recyclinghofes.

An baulichen Strukturen wurden Reste von zwei Grundmauern gefunden. Sie stammen aus der Römerzeit, bestehen aus gerundeten Innsteinen und sind zum Teil vermörtelt.

Vor allem wurden 44 Gruben verschiedenster Art freigelegt, darunter viele Pfostengruben. Unter den größeren Gruben scheinen Vorratsgruben, Brandgruben und Werkgruben auf, eine wird als Ofengrube angesehen.

Vor allem aus den Grubenverfüllungen kamen zahlreiche Scherben zum Vorschein, die den Perioden von der Bronzezeit über die Eisenzeit bis zur Römerzeit zugeordnet werden.

Quelle:
ARDIS-Bericht „Prähistorisch-römerzeitliche Siedlungsstelle in der Flur Krautfeld“ Oberhofen 2016. Alle nicht näher bezeichneten Fotos ARDIS GmbH, Innsbruck.

Luftbild Grabungsareal 2026

Das Ausgrabungsareal 2016 am geplanten Recycling-Hof, Blickrichtung Süd-West.

Ausgrabungsareal 2016

Das Ausgrabungsareal Blickrichtung West. Im Vordergrund ein römerzeitlicher Mauerzug aus Innsteinen.

Jede Grube wird untersucht, um deren Funktion zu rekonstruieren. Der häufigste Befund lautet Pfostengrube. Verfüllung und Grubenprofil werden dokumentiert. Im Idealfall lässt sich das Alter an Hand von Begleitfunden (z.B. Münzen oder Keramik) bestimmen.

 

Der Grubeninhalt wird gesiebt, um Kleinstfunde sicherzustellen.

Unsere Vorfahren lebten im wahrsten Sinn des Wortes erdverbunden. Das belegen die zahlreichen Gruben prähistorischer und römerzeitlicher Grabungsfelder. Neben der Funktion als Pfostenlöcher dienten Gruben zum Kochen (Kochgruben), bevorraten (Vorratsgruben), Beseitigung von Speise-resten und Abfall (Abfallgruben), zu Herstellungszwecken (Röstgruben, Brandgruben) und so fort.

 

Diese Scherben schauen nicht nur alt aus, sie sind es auch. Sie dürften von den Menschen der Bronzezeit stammen.

Grobe Scherben aus der Bronzezeit. Das Ausgangsmaterial, der Ton, ist mit mineralischen Zusätzen vermischt (gemagert). Im Bruch sind die körnigen Beimischungen zu erkennen.

 

Bronzezeitliche Gefäßfragmente mit Fingertupfenzier. Oben: ein kleines Wandstück mit einer Tupfenleiste; unten: zwei Stücke mit Fingertupfenzier am Gefäßrand. Ein Beweis für den Kunstsinn unserer Vorfahren.

Verzierte Scherben: die beiden rechten Fragmente (das Wandstück mit Kreisaugenzier und das Randstück) werden der Fritzens-Sanzeno-Kultur und damit den Raetern zugeordnet.

Das feine römerzeitliche Tafelgeschirr, die Terra Sigillata, wurde bei allen Grabungskampagnen gefunden. 2016 in Form eines Bodenfragments mit Standfuß.

Selbiges gilt für die Verbreitung der Kochgefäße aus Speckstein (Lavez). Lavezteile waren bei allen Grabungen vertreten, sie datieren in die späte Römerzeit. Lavez ist ein Gestein, so weich, dass man es durch Drechseln bearbeiten kann, wie man am vorliegenden verrußten Kochtopffragment sehen kann.

Grubendokumentation

Beispiel 1: Dokumentation einer Pfostengrube (zugehöriges Foto siehe nächstes Bild)

Fotodoku der Pfostengrube SE7 mit Keilsteinen

Beispiel 2: Dokumentation einer Vorratsgrube (zugehöriges Foto siehe nächstes Bild).

Fotodoku der Vorratsgrube SE6. Man erkennt die Steine der Auskleidung.

Verstürzter Ofen

Beispiel 3: Dokumentation einer Grube, deren verstürzte Struktur ursprünglich als Ofen gedient haben könnte (zugehöriges Foto siehe nächstes Bild).

Fotodoku des verstürzten Ofens SE16. Die in sich zusammengebrochene Steinstruktur wird an Hand der Steinsetzung, Brandspuren und Resten des Inhalts als Ofen gedeutet. Daraus barg man auch viele Keramikfragmente.

2021: Grabungen am Areal der Fa. Cibex (ARDIS)

Kurz gefasst:

Kalkproduktion – Gruben geben Rätsel auf – Pfostenlöcher ohne Ende – schöne Kleinfunde

Die Grabungskampagne erfolgte von April bis Ende Juni 2021. Die Grabung beförderte unter anderem acht Objekte zu Tage, die alle mit der Herstellung von Kalk zu tun hatten, wobei ein Objekt sicher als Kalkbrennofen identifiziert wurde.

Wieder waren eine Unmenge von Pfostenlöchern dabei. Tatsächlich wurden 176 kleinere und größere Gruben freigelegt, die einmal für Pfostensetzungen genutzt wurden. Ein „Pfostenwald“, der sich im Laufe der Jahrhunderte ansammelte und dauerhafte Fußabdrücke im Untergrund hinterließ. Der Grabungsbericht betont aber, dass die kleinen Pfostenlöcher, die oft seicht und ohne Steinfüllung ausgeführt waren, zu nichttragenden Elementen wie Trennwände, Inneneinrichtungen oder Zäunen gehörten.

Nicht für alle Gruben ließen sich die Funktion feststellen (blau markiert), meist weil eindeutige Begleitfunde aus den Verfüllungen fehlen. Dass einige davon mit Feuer in Berührung kamen, ist aber wegen gesprengter Steine, der verziegelten Lehmanteile und beigemengter Holzkohle gesichert.
Objekt Nr. 15 ist für die Archäologen eine besonders schwer zu deutende grubenförmige Struktur (1,4 x 2m). Das Objekt hat einen komplexen, vielschichtigen Aufbau, überlagerte Steinstrukturen sowie unterschiedlichste Beifunde aus der Verfüllung: Eisenschlacke, eine Nadel einer Bronzefibel, Mörtelbrocken, Speiseabfälle in Form von Tierknochen und Fischreste (vielleicht die eines Hechtes).

Mauerzüge waren auf diesem Areal nicht dabei, aber einige schöne Kleinfunde.
Zusammenfassend wird das ausgegrabene Areal als Werkstattbereich eines römischen Gutshofes gedeutet.

Quelle: ARDIS-Bericht „Prähistorisch-römerzeitliche Siedlungsstelle in der Flur Krautfeld“ Oberhofen 2016. Alle nicht näher bezeichneten Fotos ARDIS GmbH, Innsbruck.

Ausgrabungsareal 2021

Das Ausgrabungsareal in Blickrichtung Süd-West. Die kleine Pestkapelle ist am oberen Bildrand sichtbar. Unter der Plane in der NO-Ecke befindet sich das ungeklärte Objekt Nr. 15.

Ausgrabungsareal 2021

Das Ausgrabungsareal in Blickrichtung Süd. Westlich grenzt die ehemalige Hühnerfarm an das Grabungsgelände. Im nördlichen Bereich reichen die Pflugspuren bis in den anstehenden Schotterboden.

Drohnenfoto geputztes Planum 2021

Aus der Vogelperspektive: Die schwarze Kulturschicht ist abgeräumt. Der Innschotter vermischt mit lehmigem Moränenmaterial kommt zum Vorschein. Die Fläche muss jetzt noch händisch geputzt (Fachjargon) werden, damit die Umrisse der Gruben sichtbar werden.

Mondlandschaft

Alle Gruben sind ausgeräumt. Die Innereien werden in Wort und Bild für die Nachwelt festgehalten, sodass spätere Forscher ein möglichst vollständiges Bild rekonstruieren können.

Panorama

Blickrichtung Ost auf das Grabungsareal. Wie eingangs dargestellt, wurden 2021 eine Unmenge von Gruben und Pfostenlöchern frei gelegt.
Nicht allen konnte eine Funktion zugeordnet werden.

Suche in der Kulturschicht

Am frühen Morgen: Die Abdeckplane wurde entfernt. Die Arbeit beginnt mit der Untersuchung der Kulturschicht.

Eine römerzeitliche Fibel, Typ: stark profiliert.

Zwei Metallobjekte aus der Latènezeit (späte Eisenzeit) lockerten das römerzeitliche Fundspektrum auf. Das Glied einer Gürtelkette aus Bronze erscheint fast neuwertig, wären nicht die Ösen abgenutzt.

Pflugspuren unserer Zeit dringen an einigen Stellen bis in den Schotterboden vor. Kein Wunder, dass alle Keramik in Scherben liegt.

Fragment eines römerzeitlichen Gefäßes aus Speckstein. Es handelt sich um ein sehr weiches, durch Drechseln bearbeitbares Gestein. Wegen der guten Wärmespeichereigenschaften kam es auch als Kochgeschirr zum Einsatz. Ein ähnliches Stück von der Grabung des Jahres 2016 weist deutliche Rußspuren auf.

 

Römerzeitliche Randscherbe mit Ratterdekor

Drohnenansicht des mutmaßlichen Kalkbrennofens (Objekt 15) – eine kompakte Anlage (Außenmaße 3,5×1,55 m) zur Eigenversorgung des Landgutes?

Der Kalkbrennofen von der Beschickungsseite mit erhaltener Kalkschicht im Bodenbereich.

Quellsinter

Der Verwendungszweck des vorgefundenen Kalktuffs mit Blattabdrücken, sogenannter Quellsinter, ist nicht geklärt. Vielleicht war das Kalkgestein für den Kalkbrennofen bestimmt.

Eine flache Grube Objekt Nr. 98 mit vier verschiedenen Verfüllungen unklarer Funktion.

Die rätselhafte Grube Objekt Nr. 15: Selbst dem Laien wird klar, dass hier Menschenhand am Werk war. Die Funktion dieser komplexen Anlage bleibt vorerst ungeklärt.

2023: Grabungen am Areal der Fa. Steffan (ARDIS)

Kurz gefasst:

Münzen der späten Kaiserzeit – bemerkenswerte Kleinfunde – Glasfragmente – wieder Kalkgruben – Mauerreste – Hüttenlehm

Die Grabungskampagne erfolgte von Ende April bis Ende Juni 2023.
Diesmal waren besonders viele Kleinfunde dabei, bemerkenswert die vielen römischen Münzen der Kaiserzeit, Pferdegeschirrteile, Glasfragmente und überraschend eine seltene Fibel mit Klapperblechen.

Wie beim Nachbarareal wurden etliche Gruben aufgedeckt, die mit der Herstellung von Kalk zu tun haben.

Mauerreste und Pfostengruben sind die Überbleibsel von Bauwerken. An mehreren Stellen fand sich Hüttenlehm mit den Abdrücken der Baumstämme. Hüttenlehm entsteht, wenn der Lehm mit dem die Blockbauten abgedichtet wurden, durch Brandeinwirkung verziegelt. Ein deutlicher Hinweis auf Wohn- Stall- oder Werkstattgebäude.

Resümee: Die aufgefundenen Strukturen und Kleinfunde bestätigen die römerzeitlichen Aktivitäten und weisen das Areal als einem nahen Gutshof zugehörig aus.

Quelle:
ARDIS-Bericht „Prähistorisch-römerzeitliche Siedlungsstelle in der Flur Krautfeld KG Oberhofen“, Juli 2023. Alle nicht näher bezeichneten Fotos ARDIS GmbH, Innsbruck.

Ausgrabungsareal 2023

Das Grabungsareal in Blickrichtung Nord-West an der Stelle wo die östliche Halle der Hühnerfarm stand.

erste Münzfunde

Schon bei der Sondierung im April 2023 stieß man unter dem ehem. Hühnerstall auf die ersten Münzfunde.

Im ersten Schritt wird die dunkle Kulturschicht abgetragen, das erfolgt maschinell – aus Zeit- und Kostengründen. Mattia bedient den Kleinbagger, Umsicht ist geboten! Die Grabungsleiterin Giulia hat ein wachsames Auge auf den Vorgang und Sondenspezialist Franz Neururer sondiert zusätzlich auf Metallobjekte. Zwei wichtige Artefakte (der Riemenverteiler und die Fibel mit den Klapperblechen) wurden so bereits am ersten und zweiten Tag geborgen. Das hebt die Stimmung. Links im Bild der Ur-Boden (Archäologen sprechen von der Geologie), ein Mix aus Innschottern und Moränenmaterial. Im Schritt zwei wird das Grabungsareal händisch geputzt. Dann zeichnen sich Gruben und Pfostenlöcher als dunkle Flecken ab. Sie werden im dritten Schritt freigelegt und untersucht.

Riemenverteiler frisch aus der Erde

Der Fund des Riemenverteilers war ein Höhepunkt gleich zu Beginn der Grabungen 2023.

römische Münzen

Auch die Münzfunde motivierten das Grabungsteam, besonders weil sie sehr gut erhalten sind. Sie ermöglichen eine einfache Zeitbestimmung der Fundschichten. Alle Münzen vom Krautfeld stammen aus der späten Kaiserzeit. Die Vorderseite zeigt meist das Porträt des Prägeherrn (des Kaisers), die Rückseite dient meist der Glorifizierung des Imperators oder der Darstellung der römischen Götterwelt.

Das professionelle ARDIS-Team ist überwiegend weiblich: Anna, Victoria, Vanya und Giulia. Nicht im Bild ist Mattia.

Drohnenaufnahme Bereich B

Die Grabungszone liegt unter dem Betonboden der abgerissenen Geflügelhalle. Es ist ein Wunder, dass die archäologischen Schichten erhalten blieben. Nur das Mittelfundament stört das Areal.

 

Alte Mauerzüge: Es handelt sich um Trockenmauern, die als Sockel für aufgehende Holzgebäude dienten. Man darf davon ausgehen, dass das meiste Mauerwerk in späteren Zeiten dem Steinraub zum Opfer gefallen ist.

Dieser Mauerabschnitt mit den unterschiedlichen Steinformaten weicht vom Üblichen ab. Was steckt dahinter?

Hüttenlehm-Rev2

Brocken aus Hüttenlehm sind ein untrügliches Zeichen menschlicher Siedlungstätigkeit. Mit Lehm wurden die Blockwände der Holzhäuser abgedichtet. Wenn nun ein Brand – sei es durch Selbstverschulden oder durch Feindeinwirkung – die Holzbauten vernichtete, verziegelt der Lehm durch die Hitze des Feuers und die Abdrücke bleiben auf ewig erhalten.

Objekt 16: Wie schon bei der Grabung 2021 wurden auch 2023 Gruben angetroffen, die mit der Herstellung von Kalk zu tun haben. In dieser Grube wurde möglicherweise gelöschter Kalk mit Zuschlagstoffen zu Mörtel verarbeitet.

Eine weitere „Kalkgrube“ ist Objekt 14: Aus dieser Grube gefüllt mit Kalk, Holzkohle und Schlacke wurde die schmucke Lucilla-Münze geborgen (siehe nächstes Bild). Mit einem Prägezeitraum von 164-169 n. Chr. ist sie die älteste aller Krautfeld-Münzen.

As des Marc Aurel

Die Münze aus der Grube: Ein As des Marcus Aurelius (Prägeherr), Prägezeitraum 164-169 n. Chr.
Avers Umschrift: LUCILLA AUGUSTA, Büste von Lucilla, der Tochter des Marc Aurel,
Revers Umschrift: IUNO REGINA/S C, Juno mit Patera (ein tellerförmiges Kultgefäß) und Zepter, zu Füßen ein Pfau. (Angaben nach freundlicher Mitteilung von Dr. Dieter Feil)

Münze Constantius

Fast alle Münzen lagen in der schwarzen Kulturschicht (SE1). Der Erhaltungszustand ist erstaunlich. Das liegt einmal am Material Bronze und wohl auch am wasserdurchlässigen Boden im Krautfeld. Das folgende Bild zeigt die Münze im Detail.

Spätrömische Münze: Konstantin der Große (Prägeherr) für Constantius Caesar [Prägezeitraum 334-335 n. Chr.],
Avers: FL IUL CONSTANTIUS NOB C, Büste nach rechts,
Revers: GLOR-IA EXERC-ITUS, zwei Soldaten mit Speer u. Schild, dazwischen zwei Feldzeichen, Münzstätte: ASIS (= Siscia, Pannonien).
(Angaben nach freundlicher Mitteilung von Dr. Dieter Feil)

Fibel mit Klapperblechen

Einer der Höhepunkte war der Fund der besonderen Fibel mit Klapperblechen. Dieser Fibel Typ gilt als römerzeitlich. Man nimmt an, dass die angehängten Klapperbleche (eines fehlt) den Schmuck der Raeter, der einheimischen Bevölkerung, tradieren.

Der Riemenverteiler aus Bronze gehörte zu einem Pferdegeschirr. Vergleichbare ornamentale Teile wurden v. a. in Ungarn gefunden.

Willkommen in der römischen Küche! Scherben von Reibschüsseln fanden sich an allen Grabungsarealen im Krautfeld. Kein Wunder, Reibschüsseln gehörten zur Grundausrüstung eines römischen Haushalts. Damit wurden Gewürze zerrieben und Soßen zubereitet. Zu diesem Zweck war die Innenseite mit Quarzsand ausgekleidet.

Glasobjekt-Flaschenhenkel

Man würde es nicht vermuten, das gerippte Glasfragment war ein Henkel einer Glasflasche. Römische Glasflaschen zeigen fast durchwegs diesen gerippten Henkeltyp. Er dürfte stabiler und griffiger sein als eine glatte Version.

Natürlich waren die Römer auch Spieler. Neben den Mauerresten tauchte dieser Spielstein aus Knochenmaterial auf.

Wetzsteine

Wetzsteine sind am Gutshof unentbehrlich. Sonst verlieren Sensen, Sicheln und Messer die Schneid.

große Nadel

Die 22 cm lange eiserne Nadel gibt Rätsel auf. Ein Vorschlag lautet: Utensil für die Lederverarbeitung.

Netzbeschwerer

Bemerkenswert sind die gequetschten Bleiplättchen (Länge 1-2 cm). Es handelt sich wahrscheinlich um sogenannte Netzsenker zum Beschweren von Fischernetzen, zweifellos ein deutlicher Hinweis auf Fischerei. Was angesichts der Vorliebe der Römer und der Nähe zum Inn bzw. zum angrenzenden Auengebiet nicht verwundert. Dass man in einer Grube auch Fischskelette fand, passt ins Bild.