Der Kohlenmeiler
2010 bauten wir am Waldrand auf der Bachegert einen Kohlenmeiler in Erinnerung an das Köhlerhandwerk, das einst auf der Lichtung im Kohler betrieben wurde. Ein Projekt von Bernhard (Benni) Stachowitz (†) und den Oberhofer Chronisten. Es war eine aufregende Geschichte und ein Abenteuer, das wir in der Broschüre „Oberhofer Kohlenmeiler“ ausführlich dokumentiert haben. Daraus ein paar Höhepunkte – auch in Erinnerung an Benni, der uns 2023 allzu früh verlassen hat.
28. April 2010 - Tag eins
Alles beginnt mit dem Aufstellen des zentralen Quandelschachts, dann folgt der Bodenrost. Darauf wird das Meilerholz gestapelt, möglichst eng, um Lufträume zu vermeiden.
Das Raudach
Noch am ersten Tag wird der Holzstapel mit Taxen eingepackt. Das Raudach verhindert, dass der nachfolgende Erdmantel einbricht. Benni ist sichtlich erfreut.
Das Erddach
Tag zwei: Es geht weiter mit dem Erddach. Geschick ist gefragt und angefeuchtete Erde, damit der Erdmantel dicht wird.
Er schaut doch cool aus!
Noch glänzt er in der Morgensonne. Aber bald wird’s heiß, richtig heiß. Auch die Köhlerhütte steht bereit: das neue Zuhause für den Köhler während der kommenden Tage und Nächte.
"Gut Brand!"
1. Mai 2010: Heute wird der Meiler „in Glut gesetzt“. Benni ist etwas angespannt. Mit dabei ist wieder Gerhard Berger aus dem Schwarzwald – unser Guru in Sachen Meiler. Unter den gespannten Blicken der zahlreichen Zuschauer gelingt den beiden Profis eine perfekte Show. Der Köhler wünscht „gut Brand“!
Auf dem Meiler
In den Quandelschacht wurde die Glut geworfen. Sie breitet sich von unten auf das darüberliegende Stückholz aus und bringt den Meiler allmählich auf Touren. Damit der Meiler schwelt, aber nicht brennt, wird der Schacht mit dem eisernen Deckel verschlossen. Am Rand erkennt man einen Kranz von Abzugsöffnungen, aus denen bald die Schwelgase abziehen werden.
Nachtschicht
Ständige Aufsicht ist geboten! Der Köhler muss vor allem den Erdmantel feucht halten, damit er dicht bleibt und nicht zerbröselt, sonst würde sich der heiße Meiler entzünden und alle Mühe wäre vergebens. Eine nasskalte Maiwoche war da von Vorteil. Über die Farbe der Schwelgase beurteilt der Köhler das Innenleben. Sobald sich der Rauch blau verfärbt, ist der Schwelprozess fortgeschritten, der Köhler sticht weiter unten neue Abzugsöffnungen und verschließt die oberen.
Er schrumpft
Der Meiler pfeift aus allen Löchern. Mit fortschreitender Verschwelung schrumpft er merklich. Wichtig ist die Aufrechterhaltung des dichten Erdmantels!
Von oben nach unten
Die Thermografie verrät, dass der Verkohlungsprozess von oben nach unten verläuft, gesteuert über die Austrittsöffnungen für die Schwelgase.
Das "schwarze Gold"
Nach gut 10 Tagen ist Erntezeit. Benni sieht nur noch „schwarzes Gold“. Die Kohle ist brennheiß, wieder ist Wasser notwendig, jetzt zum Löschen und Kühlen. Es qualmt gewaltig, ein beißender Geruch durchdringt unsere Klamotten.
Die Ernte
Die Ausbeute war unglaublich: 140 Säcke à 8 kg bester Ware! Der letzte Sack wurde nicht verkauft, er wanderte ins Museum.
Bei der Kohlerkapelle
Die schwarze Erde im Kohler wird noch lange Zeugnis von der Köhlerei geben, denn die Kohlereste verrotten nicht.Â
Die Ernte
Die Ausbeute war unglaublich: 140 Säcke à 8 kg bester Ware! Der letzte Sack wurde nicht verkauft, er wanderte ins Museum.
Bei der Kohlerkapelle
Die schwarze Erde im Kohler wird noch lange Zeugnis von der Köhlerei geben, denn die Kohlereste verrotten nicht.
zur Broschüre „Kohlenmeiler“
Ein PDF-Auszug ist frei downloadbar. Die gedruckte Broschüre ist im Museum erhältlich.
Die Geschichte der Neuburger Hütte
2013 stand im Zeichen der Neuburger Hütte. Wir haben die „Geschichte der Neuburger Hütte“ recherchiert, eine umfangreiche Ausstellung gemacht und alles publiziert. Im Vorfeld besuchten wir die Sektion Neuburg a. d. Donau, die unsere Nachforschungen wesentlich unterstützt hat. Insbesondere der Ehrenvorsitzende Dr. Gerhart Prell kannte die traurige Geschichte der Hütte aus erster Hand. Seine Schrift „Die Neuburger Hütte am Hocheder – Ein Drama in zwölf Akten“ ist ein Teil der Broschüre. Leider war der Hütte kein gutes Schicksal beschert. Ihr kurzes Leben – sie wurde nicht einmal 60 Jahre alt – ist filmreif und tragisch zugleich, ohne Happy End. Aller Einsatz der begeisterten Hüttenfreunde ging am Ende in Rauch auf.
(Foto: OeAV Archiv, Fotograf unbekannt)
Am Anfang stand die Hochederhütte
Wie vieles so hat auch die Neuburger Hütte eine Vorgeschichte. Die kleine Hochederhütte wurde 1889 von der Sektion Telfs errichtet. Sie wurde nicht abgerissen, sondern in den Neubau integriert. (Bild: Dr. Stefan Dietrich)
Fertigstellung
Sommer 1906: Der Hüttenvater Sebastian Dirr mit seiner Frau Maria auf der Veranda. Dirr überwachte den Hüttenbau von Anfang an.
Am Anfang stand die Hochederhütte
Wie vieles so hat auch die Neuburger Hütte eine Vorgeschichte. Die kleine Hochederhütte wurde 1889 von der Sektion Telfs errichtet. Sie wurde nicht abgerissen, sondern in den Neubau integriert. (Bild: Dr. Stefan Dietrich)
Fertigstellung
Sommer 1906: Der Hüttenvater Sebastian Dirr mit seiner Frau Maria auf der Veranda. Dirr überwachte den Hüttenbau von Anfang an.
Eröffnung 1906
Der Einweihung sah großes Publikum, allen voran viele Honoratioren aus Neuburg a. d. Donau. Der erste Hüttenwart Dr. Hans Wörle schreibt: „Die Eröffnung der Hütte ist, wie schon telegraphisch kurz gemeldet, bei prächtigem Wetter unter regster Anteilnahme von Alpenvereinsmitgliedern und der Bevölkerung von nah und fern, insbesondere von Innsbruck – die Besucherzahl hat 300 weit überstiegen – in erhebender, feierlicher Weise vor sich gegangen …“
Das Hüttenmodell
Da die erhoffte Besucherzahl nicht erreicht wurde, hat die Sektion die Werbetrommel gerührt. 1911 wurde von Reallehrer Frey das aufwendige Modell angefertigt, um auf die Hütte aufmerksam zu machen. Es stand im Alpinen Museum in München, wurde jedoch im Krieg zerstört.
(Foto: Archiv des DAV, digital freigestellt)
Blickrichtung Karwendel
Zeichnung von Irma Schmidegg (Triest 1901 – Innsbruck 1991), einer Innsbrucker Schisportlerin. (Alpin und Langlauf)
Die Innsbrucker
Mitglieder der Akademischen Sektion Innsbruck anlässlich Sonnwend 1933. An der Wand der Gaststube hängt das Porträt des Hüttenvaters Sebastian Dirr. (OeAV Archiv, Fotograf unbekannt)
Nachkriegsjahre - Vandalismus
Links: Aus dem Schreiben der Sektion Neuburg an den Hauptausschuss des Alpenvereins in Wien spricht eine gewisse Hoffnungslosigkeit, was angesichts der Zerstörungen nicht Wunder nimmt. (Dokument: Archiv des DAV, München) …zum Vergrößern klicken
Notverkauf an die akademische Sektion Innsbruck
Oben: Nach langem Bemühen fand man 1921 mit der akademischen Sektion Innsbruck eine neue Eigentümerin. Die begeisterten Innsbrucker, die schon seit längerem eine Heimstätte suchten, mussten allerdings die ausgeraubte und demolierte Hütte aufwendig erneuern.
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Nachkriegsjahre - Vandalismus
Aus dem Schreiben der Sektion Neuburg an den Hauptausschuss des Alpenvereins in Wien spricht eine gewisse Hoffnungslosigkeit, was angesichts der Zerstörungen nicht Wunder nimmt. (Dokument: Archiv des DAV, München)
Notverkauf an die akademische Sektion Innsbruck
Nach langem Bemühen fand man 1921 mit der akademischen Sektion Innsbruck eine neue Eigentümerin. Die begeisterten Innsbrucker, die schon seit längerem eine Heimstätte suchten, mussten allerdings die ausgeraubte und demolierte Hütte aufwendig erneuern.
Wulf und Helmut
Wulf Ligges, der international bekannte Fotograf aus Flaurling, hat uns beehrt.
Erlauchte Runde
Das Thema Neuburg hat gezogen, die Ausstellung war gut besucht. Erinnerungsfoto von links: Hans Eder (Altchronist Flaurling), Helmut Kirchmair, Luis Ruef, Ingrid und Gerhart Prell (Neuburg a. d. Donau), Pfarrer Christoph Haider und Bürgermeister Peter Daum.
Erlauchte Runde
Das Thema Neuburg hat gezogen, die Ausstellung war gut besucht. Erinnerungsfoto von links: Hans Eder (Altchronist Flaurling), Helmut Kirchmair, Luis Ruef, Ingrid und Gerhart Prell (Neuburg a. d. Donau), Pfarrer Christoph Haider und Bürgermeister Peter Daum.
zur Broschüre „Neuburger Hütte“
Ein PDF-Auszug ist frei downloadbar. Die gedruckte Broschüre ist im Museum erhältlich.
Der Tiefbrunnen Puelacher-Hagele
2016-2017 haben wir den verfallenen Tiefbrunnen, der seinerzeit Mensch und Vieh der beiden Höfe versorgte, wiederhergestellt. Unser Altbürgermeister und Leiter des Chronisten- und Museumsteams, Helmut Kirchmair, hatte die Idee dazu und leitete alle erforderlichen Schritte ein. Wir fanden zu ebener Erde ein beängstigend großes Loch vor: 8 m tief. Der mit Feldsteinen trocken aufgemauerte Schacht war tadellos erhalten. Allerdings bis wir den ersten Kübel Wasser heraufziehen konnten, waren viele Arbeitsschritte notwendig: Die Brunnensohle räumen, Bachsteine für das aufgehende Mauerwerk heranschaffen, das Podest aufmauern, den Schacht bis Grundwasserniveau weiter abteufen (danke Fa. Erhart für den Megabohrer), die Winde aufbauen, einen Holzkübel auftreiben und einseitig beschweren, damit er eintaucht und vieles mehr. Helfer stellten sich ein – ihnen gilt der Dank ebenso wie den zahlreichen Sponsoren und der Fa. Erhart für den Einsatz des Megabohrers. Auf die Fotodokumentation „Das Tiefbrunnen-Projekt“ wird verwiesen.
Geschichtliche Anmerkung: Solche Tiefbrunnen gab es früher zuhauf in Oberhofen. Vermutlich bei allen Bauernhöfen, häufig ein Gemeinschaftsbrunnen für zwei Höfe, meist in der Nähe des Stalls, weil vor allem das Vieh versorgt werden musste. Mit der Inbetriebnahme der Hochdruckwasserleitung im Jahr 1905 wurden die Tiefbrunnen entbehrlich und verschwanden mit der Zeit unter schweren Deckeln. Aktuell sind 14 Schächte bekannt, viele weitere harren der Entdeckung.
Das große Loch
Das Trockenmauerwerk ist erstaunlich gut in Schuss.
Der Sicherungstrupp
Über Tage wird mit dem Rettungsgerät gesichert.
Das große Loch
Das Trockenmauerwerk ist erstaunlich gut in Schuss.
Der Sicherungstrupp
Über Tage wird mit dem Rettungsgerät gesichert.
Der Brunnenschacht wird geräumt
Zuerst werfen wir brennendes Zeitungspapier in den Schacht, es brennt weiter, ein gutes Zeichen. Bevor Klärwärter Daniel Kirchmair abgeseilt wird, messen wir die Luftwerte, auch ok. Das Räumen kann beginnen. Daniel meldet „alles trocken, kein Tropfen Wasser“!
Die Maurer
Keine einfache Angelegenheit angesichts des tiefen Loches einen stabilen Unterbau zu schaffen. Die Steine holten wir vom Kanzingbach, neben der Kohlerfurt – Oberhofer Seite, versteht sich.
Oktober 2016
Inzwischen ist es Mitte Oktober: Helmut und Toni beim Ausschalen des Betonringes. Nächstes Jahr geht’s weiter.
Der große Bohrer
Nachdem der erste Versuch, den Brunnen durch Absaugen weiter abzuteufen, fehlgeschlagen ist, hat Helmut den Bohrer der Fa. Erhart bestellt. So ein Gerät hat die Gasse noch nicht gesehen.
Tiefer!
Die harte Sohle wird noch ca. 2 m vertieft, dann endlich Wasser – Grundwasser.
Wie tief?
Jetzt wird nachgemessen. Grundwasserspiegel bis Oberkante Mauerwerk: 11 m.
Nacheiszeitlich
Die bunte Steinsammlung aus 10 Metern Tiefe ist alt. Der Inn hat sie irgendwann nach dem Rückzug des Inntalgletschers deponiert.
Das Hebewerk
Luis ist zuständig für die Mechanik und macht ein kleines Kunstwerk daraus.
Der erste Kübel
Helmut gebührt der erste Schluck.
Juli 2017 - das Brunnenfestl
Fertig, eine Glasplatte mit Klappe für den Kübel sichert den Brunnen. Die Eröffnung und Segnung erfolgt bei schönstem Sommerwetter. Viele sahen zum ersten Mal so einen steinernen Brunnen und staunten ob der Tiefe.
Grußworte des Bürgermeisters
Lobende Worte kommen aus dem Mund des Bürgermeisters. Peter bedankt sich beim Team und bei der Besitzerfamilie Puelacher für den Erhalt dieses historischen Erbes.
zur Broschüre „Tiefbrunnen“
Ein PDF-Auszug ist frei downloadbar. Die gedruckte Broschüre ist im Museum erhältlich.
Quellennachweis: ohne Angabe … Heimatmuseum Oberhofen