Die Oberhofer Geschichte in Bildern

An dieser Stelle wollen wir die Geschichte unseres Dorfes anhand von Bilddokumenten in groben Zügen nachzeichnen – eine Zeitreise in die Vergangenheit. Wir beginnen mit den ältesten Siedlungsspuren in der vorgeschichtlichen Zeit .

Naturgemäß liegt der Anfang unserer Geschichte weitgehend im Dunkeln. Von der prähistorischen Zeit existieren keine schriftlichen Aufzeichnungen, nur spärliche Bodenfunde geben Auskunft über die frühe Siedlungstätigkeit. Ab der späteren Eisenzeit und der folgenden Römerzeit wird die Fundlage speziell auch für Oberhofen besser.

Im Mittelalter sind vermehrt schriftliche Quellen in Form von Besitz- und Schenkungsurkunden verfügbar – wichtige Dokumente, die Auskunft über die Herrschaftsverhältnisse und die Besiedelung geben. In die Zeit des Frühmittelalters fällt bekanntlich auch die erste schriftliche Erwähnung unseres Dorfes. Die Schenkungsurkunde des edlen Gaio aus dem Jahr 799 gehört überhaupt zu den ältesten Urkunden im Lande, was für Oberhofen jedenfalls ein glücklicher Zufall ist.

Liebe historisch interessierte Besucher, Hinweise und Bildmaterial zum Thema Oberhofer Geschichte sind ausdrücklich erwünscht. Die Seite ist noch lückenhaft, sie soll im Laufe der Zeit erweitert werden.

Hinweis: Bilder, auf denen der Cursor zum Handsymbol wird, vergrößern sich beim Draufklicken.

Späte Bronzezeit

Die ältesten Siedlungsspuren fanden sich bei Ausgrabungen im Krautfeld. Sie werden der späten Bronzezeit bzw. der Urnenfelderzeit (1200-800 v. Chr.) zugeordnet. Es handelt sich um zahlreiche kleine Keramikscherben (Bild), zum Teil auch um etwas größere Randfragmente von Keramikgefäßen. Bislang ist man jedoch auf keine Gräber gestoßen. 

Mehr zum Thema Bodenfunde im Kapitel Archäologie.

Eisenzeit

Späte Eisenzeit – Raeter

Zu den Funden im Pircherwald gehören Werkzeuge und Waffen der Raeter. Darunter eine gut erhaltene Sichel und der zugehörige Mahdhaken, mit dem das Getreide beim Schneiden gebündelt wird. Werkstoff: Eisen.
Raeter ist die Sammelbezeichnung der Römer für Teile der alpinen Bevölkerung nordwärts von Verona.

(Quelle: Prof. G. Tomedi, Grafik: A. Blaikner, Universität Innsbruck)

Römerzeit

Der Alpenfeldzug im Jahre 15 v. Chr.

Die Römer versuchten einerseits die aufständischen Raeter zu bezwingen und vor allem den Alpenübergang zu sichern. In der Folge entstanden im Voralpenland und im Donauraum bedeutende römische Städte.

(Quelle: Prof. G. Tomedi, Grafik: A. Blaikner, Universität Innsbruck)

Römische Pionieraxt
Das Schanzwerkzeug (Dolabra) ist Teil der Funde im Pircherwald.

(Foto: Klaus Markovits)

Römische Münzen aus der späten Kaiserzeit

Die Münzfunde vom Krautfeld stammen hauptsächlich aus dem 4. Jahrhundert nach Chr. Die römischen Kaiser dieser Zeit haben sich selbstredend auf der Vorderseite verewigt.

(Quelle: ARDIS GmbH)

Gab es einen römerzeitlichen Gutshof im Krautfeld?

Archäologen und die Historikerin I. Heitmeier vermuten, dass es im Krautfeld einen spätrömischen Gutshof gab, vermutlich beim Maueracker. Vieles spricht dafür: die fruchtbaren Böden, die absolut überschwemmungssichere Lage und natürlich die römerzeitlichen Funde im Umfeld. Auch die Orientierung des vermuteten Areals, das vom üblichen Nord-Süd Schema abweicht, ist ein bemerkenswerter Hinweis.
Eine sogenannte villa rustica muss man sich als Großanlage vorstellen mit einem Herrenhaus und zahlreichen Nebengebäuden und Werkstätten. Es darf vermutet werden, dass das ehemalige Sankt Nikolauskichlein (am Standort der heutigen Pestkapelle) als Nachfolgebau am Ort des römischen Hausheiligtums errichtet wurde.

Mittelalter

799 (Frühmittelalter)

Der edle Gaio übergibt – zur Erlangung des Seelenheils – seine Güter im Gau Poapintal zu Oberhofen, Zirl und zu Pettenbach dem Kloster Schlehdorf (28. Oktober 799)
„TRADITIO GAIONI IN LOCUS POAPINTAL, OPARINHOF, CYREOLA, PETTINPAH“
„… Ideoque ego Gaio in dei nomine cogitans pro remedium anime mee et remissionem peccatorum meorum, ut veniam in futuro consequi merear, trado omnem hereditatem meam quod mihi ob iure parentorum meorum obvenit villas nuncupatas in pago qui cognominatur Poapintal, id est in Oparinhofe et in Cyreolu seu foras montes in loco qui nuncupatur Pettinpach vel ubicumque visus sum habere cum terris eum domibus aedificiis accolabus mancipiis alpis silvis campis pratis pascuis aquis aquarumque decursibus adiunctis adiacentiis adpenditiis pecjulium utriusque sexus mobilibus et inmobilibus trado ad monasterium quae nuncupatur Slechdorf …
… Haec sunt testes Reginhart comes Alius Reginhart Kaganhart Alprih. Rubo diaconus Zotto diaconus Engilperht Helmperht. Nothart Etti Cozrat Engilperht. Regnante domno nostro Karolo rege in Baiouuaria anno XII. V. kal. novembr. Ego Meriolfus presbiter scripsi et subscripsi.”

Bildquelle: Cozroh-Codex (Freising 824), Digitalisat: Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, HL Freising 3a; Pergament (16,5 x 27cm)
Textquelle: Die Traditionen des Hochstifts Freising, Theodor Bitterauf (1905)

1177, Päpstliche Urkunde ausgestellt zu Venedig

Wohl die prominenteste und kunstvollste Pergamenturkunde unserer Vergangenheit liegt im Stiftsarchiv des Augustiner Chorherrenstiftes Neustift bei Brixen. Kein Geringerer als Papst Alexander III bestätigt darin dem Stift den Besitz einer Vielzahl von Ländereien – unter anderem in Oberhofen:
„Predium quoque Obernhove cum capella sancti Nicolai“
(„auch ein Landgut in Oberhofen mit der Kapelle Stankt Nikolaus“).

Die Urkunde ist streng nach festgelegten Regeln verfasst. Am Ende schließt sie mit der päpstlichen Rota (das Kreissymbol mit Namen und Wahlspruch des Papstes) und dem Schlusswunsch (das stilisierte N mit den angefügten kleineren Buchstaben, die zusammen „Bene valete“– „lebt wohl“ ergeben). Darunter unterzeichnet eine Schar von Kardinälen und hohen Würdenträgern in Form von Kreuzen.
Gesiegelt ist die Urkunde mit der päpstlichen Bulle aus Blei: ALEXANDER PP III, die Rückseite zeigt die Apostel Sankt Paulus und Sankt Petrus (SPA·SPE).

Der kleinen „Chronik von Oberhofen“ (siehe Quellenangabe ganz unten) entnehmen wir, dass es sich beim beurkundeten Landgut um jenes handelt, das Reinbert, Burggraf von Säben im Jahre 1155 dem Kloster Neustift schenkte. In weiterer Folge gelangte dieser Oberhofer Besitz im Jahre 1257 an den Fürstbischof von Brixen. Neustift erhält dafür im Tauschweg Besitzungen in Völs am Schlern.

(Veröffentlichung mit freundl. Genehmigung des Augustiner Chorherrenstiftes Neustift, Museumskurator Hanns-Paul Ties)

1312, Inntaler Steuerbuch

Unter der Überschrift „Das ist die Steuer von Oberhofen“ folgt die lapidare Liste der Oberhofer und Pfaffenhofer Bauern mit dem ausgewiesenen Steuerbetrag.
Zusammen sind 68 Höfe genannt.

(Quelle: Werner Köfler in Heimatbuch Oberhofen, S. 18; Franz Mader 1986)

Neuzeit

um 1450: Die Dorföffnung (Gemeindeordnung)

Auf dem kleinen Pergamentstück sind die seit alters hergebrachten Regeln für das gedeihliche Zusammenleben innerhalb der Gemeinde verschriftlicht. Ebenso sind die Beziehungen zur Nachbarschaft Flaurling und Pfaffenhofen insbesondere der genaue Grenzverlauf festgeschrieben „dass Flaurlinger hie derhalb nichts zu schaffen sollen haben, noch wir enhalb (jenseits) weder mit Wunn noch mit Weid“; fast gleichlautend an der Pfaffenhofer Grenze „dass sie hiehalb nichts zu schaffen haben und wir enhalb auch nicht weder mit Holz noch mit Wunn und Weid“.

Vorrangig geht es um Regelungen zur Land- und Viehwirtschaft, um den Almbetrieb, um Holz- und Weiderechte im Flaurlinger Tal, um die Ausstattung der Flaurlinger Mühle „damit Arm und Reich ungesäumt sei“, auch um den Betrieb des Mühlbachs „der soll alle Samstag und Nacht hergehen auf unsere Wiesen von Gertrautentag bis auf Pankratientag“. Überhaupt ist die rechte Verwendung der Waler (Teilbach, Tragwal, Hohenwal, Mitterwal) geregelt, ebenso die rechtzeitige Errichtung und der Erhalt der vielen Zäune und Gatter. Die Holzriesen müssen freigehalten werden und die Holzlager sind rechtzeitig zu räumen „damit Leut und Vieh gehen mögen“. Geregelt ist, wer für den Zuchteber und den Zuchtstier zum Nutzen der Allgemeinheit zuständig ist, auch wie mit der Fackelsau und mit Schweinen zu verfahren ist.
Hier noch ein paar Dinge, die bei Strafe verboten sind: So soll jemand der „Pen verfallen“ (zwischen 2 und 10 Pfund), der
– die Waler zu Unrecht abkehrt
– die Bannzäune nicht rechtzeitig errichtet
– oberhalb der Häuser Unsauberes ins Wasser wirft
– Vieh in die Feldflur entlässt
– kein gerechtes Wein-, Schmalz- oder Kornmaß hat. 

(Bildquelle: Tiroler Landesarchiv TLA,
Transskription: Oberhofer Heimatbuch, Seite 21)

 

1542: Über die Salzländ an der Khuerast

Exzerpt der Pergamenturkunde betreffend die Ordnung über die Salzländ in Oberhofen (alte Gemeindearchivalien, erstellt von C. Fischnaller):

„4. August 1542, an Freitag vor s. Oswaldstag.
Die Gemeinde Oberhofen, vertreten durch genannte Vollmachtträger einigt sich über eine Ordnung betr. das Ausladen und den Fuhrlohn des von der Länd, „genannt die Khuerast“ wegzuführenden Salzes.
Siegelt: Franz Spaur, Erbschenk der Grafsch. Tirol u. Verwalter des Ger. Hertenberg.
Zeugen: Kaspar Sattler, genannt Müe, Anton Durracher, Gerichtsfronbote, beide zu Telfs, Kristan Fritz der Ältere zu Polling, Balthasar Öfner u. Jakob Trenckwalder zu Flaurling.“
 

18. Jahrhundert

1740-42: Bau der Kirche St. Nikolaus

Am 11. August 1745 erfolgte die Weihe durch den Bischof von Brixen.
1805 wurde das Langhaus um ein Joch nordseitig verlängert.

Die kirchliche Unabhängigkeit von der Urpfarre Flaurling- Pfaffenhofen war ein zäher Prozess, der schrittweise erreicht wurde:
1773: Stiftung eines Frühmessbeneficium (unter Stefan Mirdinger)
1788: Errichtung einer Expositur (unter Stefan Mirdinger)
1842/1844: selbständige Kuratie (unter Anton Ringler)
1891: Erhebung aller Kuratien der Diözese Brixen zur Pfarre.
(Quelle: Karl Wolfsgruber in Heimatbuch Oberhofen)

Laut Kirchenmatriken erfolgte 1788 die erste Beerdigung auf dem  Oberhofer Friedhof. Bis dahin wurden die Toten auf dem Pfaffenhofer Friedhof beigesetzt.

 

19. Jahrhundert

1856: Franziszeischer Kataster

Die exakte Landesaufnahme war ein Monarchie weites Unterfangen. Auf unserem Gemeindegebiet wurden nicht weniger als ca. 3800 Parzellen vermessen und protokolliert. Alle Einzelheiten wurden festgeschrieben: Parzellen-Nr.,  Eigentümer, Haus-Nr., Größe usw. Bei den Fluren galt es naturgemäß die Nutzungsarten zu unterscheiden: Acker, Wiese, nasse Wiese, Weide, Gestrippe, Aue, Öde, Obstgarten, Niederwald, Nadelhochwald, nackte Felsen usw. (Quelle: BEV, Wien)

Trasse der kk Arlbergbahn im Gemeindegebiet Oberhofen
Trassenplan mit 4 beschrankten Bahnübergängen</p>
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Bildquelle: Österreichisches Staatsarchiv, AdR, Vk: PlA, PlA-GD, STB2 Nr. 001 ad 3 und ad 4 (Trassenpläne Baulos 3 und 4)

1881: Bau der k. k. Arlberg-Bahn
Der Bau der Eisenbahn war ein großer Einschnitt für unser Dorf. Weil die Trasse viel Ackerland verbrauchte und das Dorf zerschnitt, gab es Widerstand seitens der Gemeinde. Die k.k. Eisenbahngesellschaft machte aber nur kleine Zugeständnisse. Insgesamt wurden acht beschrankte Bahnübergänge errichtet, vier im Ortsgebiet und vier auf den Fluren.

Die Trassenpläne der Strecke Innsbruck-Landeck sind im Österreichischen Staatsarchiv aufbewahrt. Der Abschnitt „Situation der Gemeinde Oberhofen“ reicht von der Kanzingbachbrücke bei km 23,424 (Bild links) bis zum Kehrgassl, der Grenze zu Pfaffenhofen bei km 26,452. Die 3 km lange Strecke erfordert infolge des Maßstabes von 1:1000 einen Plan von 3 m Länge. Alles ist penibel gezeichnet und farblich unterlegt: der Bahndamm in Grüntönen, Einschnitte im Gelände in Brauntönen, Wege in gelb und Kunstbauten in rot. Die eckige Grube westlich des Kanzingbaches diente der Materialentnahme für den Bahndamm.

Bildquelle: tiris, 3. Landesaufnahme

1897: Das erste Schulhaus

Am Schulhof, wo man Völkerball spielte, stand die großen Linde. Über ein paar Steinstufen ging’s ins erhöhte Erdgeschoß. Dort befand sich das Klassenzimmer für die 1. bis zur 4. Klasse (nach anderer Erinnerung für die 1. bis zur 3. Klasse). Im Obergeschoß waren die höheren Klassen bis zur 8. untergebracht. Zum Heizen der hohen Räume gab es je einen Kanonenofen.
Das Lehrpersonal wohnte auf der Westseite: die Lehrerin unten, der Direktor oben.
Vor dem Schulbau wurde im Widum unterrichtet.

20. Jahrhundert


1914-1918: Erster Weltkrieg

Der unselige Krieg stürtzte Europa in unvorstellbares Leid mit 17 Millionen Toten, – das erste große Unglück des 20. Jahrhunderts.
Die „Chronik von Oberhofen“ beklagt zehn Kriegsopfer in unserem Dorf.
Am Kriegerdenkmal sind die Namen von elf Gefallenen eingemeißelt.

Dass 1915 sogar die Kirchenglocken, bis auf das kleine Starbglöggl, abgenommen werden mussten, um daraus Waffen herzustellen, ist ein Symbol für den Wahnsinn.

1920er Jahre: Aufeldentwässerung

Die nassen Wiesen im westlichen Bereich des Aufelds wurden in Eigenleistung drainagiert. Ein Netz von gelochten Betonrohren entwässert in die bestehende Gräben. Die Planung erfolgte vom Land unter dem Titel „Dränung Aufeld“.

Quellennachweise: ohne Angabe … Heimatmuseum Oberhofen (HMO)
Intro-Bild: BEV Ibk., bearbeitet Hans Daum (HD);
20. Jahrhundert – Ausschnitt aus Innstromkarte ca. 1828: TLA, Baudirektionspläne K5, bearbeitet HD; Foto Bautrupp Aufeldentwässerung: Heimatbuch Oberhofen, Franz Mader;
„Chronik von Oberhofen“: siehe unten.

Die Chronik von Oberhofen

Die kleine „Chronik von Oberhofen“ umfasst 6 Seiten im Format A5. Sie wurde nach dem ersten Weltkrieg gedruckt. Sie enthält wertvolle historische Hinweise – offensichtlich aus erster Hand – und ist die einzige geschlossene Darstellung aus früherer Zeit. Der Verfasser ist unbekannt, vermutlich aber einer der Ortspfarrer jener Zeit A. Larcher oder L. Leuprecht. Zum Download auf das Bild unten klicken.