Oberhofer Flurnamen
2001 begann Martina Markovits das Flurnamenprojekt. Gerade für das landwirtschaftlich geprägte Oberhofen ein wertvolles und dringliches Vorhaben, das verlässliche Gewährspersonen erforderte, die über die alten, kleinteiligen Fluren vor der Grundzusammenlegung in den 1970er Jahren Bescheid wussten. Die umfangreiche Arbeit der Erhebung, Verortung, Begehung und Namensdeutung wurde in drei Etappen unterteilt: Berg, Wald und Tal.
Das Flurnamenprojekt fand 2009 mit der Herausgabe der Broschüre „Oberhofer Flurnamen“ seinen Abschluss. Darin sind um die 440 Flurnamen in Wort und Bild festgehalten. Im Folgenden bringen wir einige Auszüge aus dieser Publikation.
Flurnamen am Berg
Standort Seejoch, Blick nach Nordwest
Die Almflächen der Galtalm erstrecken sich an den südöstlichen Abhängen des Hochedermassivs. Alle Weideflächen, Wege und auffälligen Geländeformen tragen Namen.
Bemerkenswerter Grenzverlauf. Das Oberhofer Gemeindegebiet ist praktisch rundum von Wasser-läufen begrenzt: Im Norden der Inn, im Osten und Süden der Kanzing (im Bild sichtbar vom Ursprung bis zur Einmündung in den Inn) und im Westen der Blah- bzw. der Markthalbach im Oberlauf.
(Foto: HD, August 2004)
Wertvolle Aufzeichnungen
Alois Waldhart vulgo Ludls Lois war ein hervorragender Kenner der Oberhofer Flurnamen. Sein Enkel Gerold Stelzhammer hat nach Angaben von Lois umfangreiche Skizzen mit detaillierten Hinweisen angefertigt. Hier ein Ausschnitt vom Loadstattl (rechts unten) bis zum Trachter.
März 2015: Rechts unten das Vordere Sonnkar, darüber das Sonnkarköpfl (2267m), in Bildmitte das Hintere Sonnkar, links oben die Schafebnerkugl (2651m), unterhalb der Gipfelpartie zieht das Schafebnertal in großem Bogen hinunter zum Trachter.
2008: Die Pyramide der Schafebnerkugl erhebt sich über dem Marktl, dem weiten Bergkessel östlich des Hocheders. Die Wandln nennen die Hirten den felsigen Grat auf der Westseite, der zum Hocheder hinaufführt.
2008: Am Sattele stehend blicken wir nach Süden zur Flaurlinger Alm. Hinter dem Sattele beginnt das steile, unzugängliche Gelände des Trachters. Hier sammeln sich alle Niederschläge der Schafebner-Ostflanke und gelangen ins Brunntal.
2008: Die Lacke am Ursprung des Kanzingbachs ist ein schönes Wanderziel am Fuße des Grieskogels. Das seichte Gewässer teilen sich die Oberhofer und Flaurlinger zu gleichen Teilen.
2001: Adam und Eva, die beiden Solitäre an der Baumgrenze, sind vom Tal aus sichtbar und jedes Schulkind kennt sie. 2023 ist bei einem Wintersturm der Östliche, der Adam, auf halber Höhe abgerissen. Zirben sind aber robust und so bleibt zu hoffen, dass er sich wieder erholt. (Foto Martina Markovits)
Flurnamen im Wald
Die Waldnamen
Die Waldnamen sind für alle Waldteile im Oberhofer Waldbuch (zwei dicke Bände) überliefert. Das erleichtert die Orientierung der 1550 verzeichneten Parzellen.
Martina Markovits hat alle Eintragungen durchforstet und die übersichtliche Grafik produziert.
tiris-Luftbild, 2001
Zur Orientierung: Unten, links der Bildmitte sieht man die S-Kurve beim Mahdleger. Die Kehre rechts gehört zum Gumpen, kurz nach der Kreuzer Hütte.
Luftbilder des Waldes sind naturgemäß eine Momentaufnahme. Waldwirtschaft, Windwurf, Wegebau und Schädlingsbefall ändern das Bild ständig.
In der Bildmitte erkennen wir ein Gebiet ohne Fichten. Es ist ein Feuchtgebiet vom Moos bis etwa zum Mahdbachl, in dem Fichten zugunsten von Erlen zurücktreten.
Die Holzriesen
Die Holzbringung erfolgte im Winter vorzüglich über die vielen steilen Riesen. Zwei besonders lange sind die Kopfenries (auch Gumpenries), die von hoch oben bis hinunter zum Holzackerweg führt und die noch längere Fallries (Fahrries, im oberen Teil Almries genannt), die unter der Alm beginnt und bis nach Hochried hinunterführt.
2006: Oberhalb des Markthalbaches, welcher ab Mitteregg den Oberlauf des Blahbach bildet. Der Name verweist auf die Grenzfunktion gegen Pfaffenhofen.
2008: Am Mitteregg. Das ist das keilförmige Gebiet hoch oben zwischen dem Mittereggbach und dem Markthalbach.
2008: Beim Zug, ein alter Ziehweg vom Blahbach zum Grantenegg. Früher eine bekannte Gegend zum Moosbeerbrocken.
2006: Talwärts am alten Kreuzerweg durchs Moos. Heute verfällt dieser Weg und wächst langsam zu. Der alte Weg durch das sumpfige und steile Gelände wurde durch Neutrassierung des Almweges ersetzt.
2008: Die tiefe Felskluft beim Gachn Toad ist die Folge einer Bergzerreißung am nahen Abhang zum Kanzingbach. Einheimische nennen diesen Ort in Anlehnung an die Sage vom gestolenen Butterlaib auch Butterweibele.
Vorsicht! Das Bild ist bereits „historisch“. Aktuell ist die Umgebung durch die vielen Äste der vorangegangenen Abholzung schwierig einzusehen.
Flurnamen im Tal
Die Flurnamen nach der Flurbereinigung in den 1970er Jahren
Im Zuge der Flurbereinigung entstanden große einheitliche Strukturen. Die wichtigsten alten Namen wurden aber beibehalten. Manchmal ist deren Lage gegenüber früher etwas verschoben.
(Luftbild tiris 2006)
zur Flurnamenbroschüre
Ein PDF-Auszug ist frei downloadbar. Die gedruckte Broschüre ist im Museum erhältlich.